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MARIO MARINO

Drei Tage dauert die Fahrt von Addis Abeba Richtung Süden. Ziel ist das Omo-Tal in Äthiopien nahe der Grenze zu Kenia und dem Sudan. Eine mühsame Reise über tausend Kilometer. Das Fahrzeug rumpelt über Schotterpisten und wird immer wieder von Vieh aufgehalten, das auf der Straße entlang trottet. Langsam nähert sich der Fotograf Mario Marino einer anderen Welt. Gemeinsam mit seinem Fahrer und Übersetzer Alex lässt er das an Plastikmüll erstickende, von westlichen T-Shirts dominierte Afrika hinter sich. Hier findet der Fotograf was er gesucht hat: die kulturellen Wurzeln des Landes. Marino möchte Portraits machen, von Menschen, die es so wahrscheinlich in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Monate der Recherche gingen dieser Reise voraus. Doch trotzdem ist jetzt alles unbekannt und unwägbar – so bleibt Marino nur übrig, sich von Tag zu Tag auf das Neue und Überraschende ein zu lassen: „Jeden Morgen stand ich auf und alles war offen. Welche Menschen ich treffe und wie sie reagieren würden, konnte ich nur erahnen.“ Seine Motive sucht er in den kommenden zwei Wochen täglich in einem anderen Dorf, bei einem anderen Stamm. Er findet die Menschen auf der Straße und auf Marktplätzen und positioniert sie vor seinem neutralen Hintergrund, um sie aus ihrem sozialen Umfeld zu lösen. Im Nu drängt sich um das mobile „Studio“ eine Menschentraube. Die einzige Lichtquelle ist das strahlende Tageslicht. Mit schnellen Handgriffen kommen einfache fotografische Hilfsmittel zum Einsatz. Marino portraitiert die Menschen in ihrem alltäglichen Habitus – genauso wie er sie entdeckt. Wenige Momente genügen, um eine bestechende Eindringlichkeit der Porträts zu erreichen. Er nennt seine Arbeiten „fotografische Psychogramme“. Mario Marino macht keine Fotoreportage, keine Dokumentation eines fremden Alltags. Was bei ihm entsteht, ist das zeitlose Porträt eines Individuums, ein fotografischer Fingerabdruck, der tief in die Seele des Portraitierten blicken lässt und dabei viel über dessen kulturelle Wurzeln aussagt.

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