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Christian Gieraths

CHRISTIAN GIERATHS

Mit seiner klaren ästhetischen Bildsprache lenkt der ehemalige Ulrich Erben und Thomas Ruff Schüler den Blick des Betrachters auf urbane Räume, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Christian Gieraths macht keine Bilder für Reiseprospekte, sondern Bilder, denen der Betrachter als Echoräume gegenübersteht, die menschenleer, dennoch von einem komplexen Leben, von urbanen Geschichten und Geschichte erzählen. Nicht die Sehenswürdigkeiten oder berühmte Räumlichkeiten wurden gewählt, sondern Orte des täglichen Lebens der Bevölkerung vom Treppenhaus über die Eingangshalle bis zum Hospital, die Raum und Atmosphären erkunden wollen, ohne faktischen Eingriff in die Situationen. Die Oberfläche der Dinge wird zum Bedeutungsträger, der kurze Moment des Bemerkens wird entzeitlicht und durch die Fotografie ausgedehnt. In allen Bildern steht ein „kurz zuvor“ oder „gerade eben“. Die Fotografien ohne Menschen sind nicht entmenschlicht. Die Aneignungs- und Vernutzungsspuren sind überall gegenwärtig. Hier wurde berührt, hier wird gelebt, nur eben gerade nicht jetzt. Die Geschichten, die sich vor den Kulissen der Räume in Odessa abgespielt haben, berichtet oder erfunden wurden, sind vorbei und können so neu in den Köpfen der Betrachter entstehen. Das Dokumentarische ist nicht das vorherrschende Interesse. Bildästhetik, Autonomisierung des photographischen Bildes stehen im Vordergrund, aber die Referenz auf eine spezifische Wirklichkeit, d. h. spezifisch geschichtete, spezifisch organisierte und ausgerichtete (Historie, Ideologie, Architektur etc.) wird nicht gekappt.

Christian Gieraths
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